Flugziele/Wales
Wales

Wales ist ein eher ruhiges Landesteil von UK, das sich westlich an England anschließt. An der Küste ist es sehr grün, im Innern hügelig, teils sogar recht bergig. Sehr schön fand ich beim Vorbeiflug den Nordwesten des Landes, z.B. die Halbinsel Lleyn. Aber auch die Halbinsel Gower ganz im Süden (bei Swansea) ist sehr hübsch. Wer es gerne ruhig und beschaulich hat, ist in Wales genau richtig.

Hauptstadt von Wales ist die im Süden an der Mündung des Bristol Channel gelegene Stadt Cardiff, die als modern gilt und recht sehenswert ist. Mitten in der Stadt kann man das berühmte Cardiff Castle besichtigen.

Was den Luftraum angeht, so gibt es vor allem in der Gegend von Aberporth (EGFA) und westlich davon, in Richtung der Irischen See, zwei Danger Areas (D201 und D202) welche recht häufig aktiv sind und für Flüge in dieser Gegend problematisch sein können. Im Fluge kann man hierzu Informationen von Aberporth Information (119.15) erhalten. Auch vor der Südwestspitze von Wales gibt es ein paar solche Gebiete.

Noch was: von Wales ist es ja recht nah in die Republik Irland. Bitte aber bedenken,dass für solche Flüge der walisiche Platz entweder "customs and excise designated" sein muss, oder ein "Certificate of Agreement haben muss. Die mittleren und größeren Plätze haben das natürlich meist, aber die ganz kleinen zum Teil nicht. Hier sollte man sich vorher schlau machen. Siehe auch den Abschnitt "Zoll und Einreise".

Cardiff (EGFF)

Als Hauptstadtflughafen hat Cardiff alle nur erdenkliche Infrastruktur und natürlich Linienverkehr. Aber auch GA gibt es hier, z.B. in Form der Flugschule Aeros Flying Club. Diese hat ihre Basis auf der Südseite des Platzes und es ist (zu normalen Tageszeiten) bei Inlandsflügen möglich, von dieser ohen weitere Kosten "gehandelt" zu werden und dort auch seine Landegebühren zu zahlen. PPR ist nicht unbedingt notwendig, aber ein kurzer Vorab-Anruf wird von Aeros trotzdem geschätzt. Außerdem gibt es auch ein "Cafe" (kein Restaurant, sondern nur britische "Verpflegung"). Avgas kann man von Aeros bekommen. Avgas gibt es außerdem auch von der Firma Global Trek Aviation, meist relativ günstig. Diese Firma macht auf Wunsch ebenso das Handling, und zwar für auch noch recht kleines Geld. Dafür bekommt man das Nutzung einer Pilot Lounge und Hilfe bei Bodentransport, etc. Außerdem kann man bei Global Trek auch an den Tagesrandzeiten und nachts fliegen.

Achtung: die ATC von Cardiff fordert für alle abfliegenden VFR-Flüge einen Flugplan. Dies wohl als Arbeitserleichterung für die Lotsen.

Auf der Nordseite des Airports hingegen gibt es den sehr teuren Agent "Signatire". Auf der Seite kann man allerdings günstig den Bus in die Stadt nehmen oder einen Mietwagen bekommen.

Leider ist der Flughafen nicht sehr stadtnah gelegen; dafür aber ist der Bahnhof von Rhoose (mit recht häufigen Zügen in die Stadt) nur einen knappen Kilometer von der Südseite entfernt und somit zur Not sogar zu Fuß erreichbar. Alternativ gibt es auch UBER, was die Fahrtkosten sehr erträglich macht. Cardiff ist als Stadt ganz nett; neben dem berühmten Cardiff Castle (und dem mitten in der City liegenden Fussballstadion;-) gibt es ein paar hübsche Straßenzüge, nette kleine Einkaufspassagen und die Cardiff Bay mit einem schönen Pierhouse im Hafen. Sonst ist die Stadt eher unspekatulär.

Übrigens ist ganz in der Nähe von EGFF auch der nun zivile ex-RAF-Flughafen St. Athan (EGSY) benutzbar, denn er ist mittlerweile in ziviler Leitung der Flugschule "Horizon", die auch das PPR erteilt. Sogar ein ILS gibt es, allerdings mit recht hohen Minima. Die Gebühren sind auch moderat. Statup clearance auch für VFR erforderlich. Relativ günstige Spritpreise. Allerdings ist die Infrastruktur natürlich insgesamt nicht so gut wie in EGFF, so dass letztlich eigentlch kein Vorteil besteht. Aber auch hier: nur kurze Taxifahrt zum nächsten Bahnhof Llantwit Major; von dort regelmäßige Züge nach Cardiff oder auch an den Strand bei Barry Island. Noch etwas näher zum Hoizon-Standort liegt im Ort St. Athan auch eine Bushaltestelle der Linie 304 Richtung Cardiff (Rectory Road). Zu klären ist rechtzeitig, ob und wann man PPR bekommen kann.

Caernarfon (EGCN)

Caernarfon (gesprochen: "Kennaarven") ist die größte Stadt im Norden von Wales. Der gut ausgebaute Flugplatz hat keine IFR-Anflüge, dafür aber bei gutem Wetter durchaus einiges an Verkehr; er liegt direkt am Meer, einige Kilometer außerhalb der Stadt und ist landschaftlich sehr schön gelegen. Östlich des Platzes, nicht weit entfernt, liegt der "Mount Snowdon", der höchste Berg im gesamten Süden von UK. Die gesamte Gegend, "Snowdonia" genannt, ist als Nationalpark ein beliebtes Ausflugsziel und wenn man Glück hat und es CAVOK ist, kann man hier sehr schön entlang der Täler fliegen.

Im Anflug wird selbst bei null Verkehr gerne ein "standard overhead join" gesehen. Auf Nachfrage ist aber oft auch ein Direktanflug möglich. Achtung: Leider wurden 2012 direkt auf dem Flugplatzgelände ein paar Windräder installiert, die speziell den Betrieb auf der Piste 02/20 merklich beeinträchtigen. Seitdem ist diese "unlizensiert" und nur noch dann nutzbar, wenn man vorab einen Disclaimer an das Airport Management gesendet hat. Es bleibt aber immer noch die ebenfalls asphaltierte Hauptpiste 08/26.

Auf dem Vorfeld herrscht Warnwestenpflicht; per Hinweisschild wird bei Vergehen sogar eine Strafe (20 Pfund) angedroht; dies scheint aber - zumindest bei "Ausländern" - in der Praxis nicht ganz so streng gehandhabt zu werden. Das Cafe am Platz ist nichts Besonderes; das Personal im Airport-Office ist freundlich. Die Landegebühr liegt im normalen Bereich (15 Pfund wochentags, 20 Pfund wochenends). Es gibt ein kleines Luftfahrtmuseum am Platz. Zu Fuß kann man in drei Minuten zum Strand gehen. Ansonsten kostet das Taxi in die recht sehenswerte Stadt recht stolze 50 Pfund (es sind etwas über 10 Kilometer). Es gibt allerdings auch einen Linienbus, der Flugplatz und Stadt verbindet. Er fährt täglich (außer sonntags) mit recht ordentlicher Frequenz. Alternativ kann man sich nach entsprechender Absprache auch z.B. von Europcar (in der Stadt) einen Mietwagen direkt am Platz bereit stellen lassen - das kostet nur einen moderaten Aufschlag.

Bei schönem Wetter kann man in der Stadt sehr schön auf den Außenplätzen des Pubs "The Anglesey" ein Bierchen trinken. Essen kann man wohl auch recht gut im Black Boy Inn. Auch ist das Castle sehr sehenswert. Dort wurde zum Beispiel Charles zum Prinzen ernannt.

Außerdem ein besonderer Tipp für Golfer: ca. 25 Kilometer südwestlich von Caernarfon, direkt an der Küste, liegt ein spektakulärer Golfplatz, der "Nefyn & District Golf Club". Durch seine Lage teilweise auf einer schmalen Landzunge liegt ein Großteil der Löcher praktisch direkt an der irischen See. Super!

Und: Außerdem ist Caernarfon der nahestgelegene Flugplatz zu dem berühmten walisischen Dorf Portmeirion, welches ab 1925 und bis 1975 von Sir Bertram Clough Williams-Ellis im italienischen Stil eines am Mittelmeer gelegenen Ortes entwickelt wurde. Er liegt ca. 30 Kilometer südwestlich des Platzes.

Llanbedr (EGFD)

[ACHTUNG: leider war es im Sommer 2023 so, dass PPR-Anfragen in der Regel nicht stattgegeben wurde. Der Flugplatzbetreiber kümmert sich lieber um schwerpunktmäßige Events und Dronenflugbetrieb als um normalen täglichen Flugbetrieb. Daher kann man wohl derzeit nicht unbedingt mit diesem Flugplatz planen; den PPR-Antrag sollte man so früh wie möglich machen, damit man weiß woran man ist].

Dieser Platz ist im Norden von Wales und zwar knapp südlich der Halbinsel Lleyn gelegen. Es gibt gekreuzte, kilometerlange Pisten. Es ist ein ehemaliger Militärplatz. Viele Jahre hat der Platz brach gelegen und man wusste nicht, ob es je zu einer zivilen Nutzung kommen würde. Seit ein paar Jahren kann man (mit PPR natürlich) dort auch zivil landen.

PPR holt man online ein; man bekommt sofort die Bestätigung. Dort auf der Website des Platzes hinterlässt man auch vorab die Daten für die Bezahlung der Landegebühren (Abrechnung erfolgt aber erst, nachdem man da war). Um den Platz herum befinden sich mehrere Danger Areas (Dronen), die aber nur selten und generell nicht am Wochenende aktiv sind. Mehr Infos dazu gibt es im Rahmen des PPR-Prozesses.

Es gibt eine kleine Flugschule vor Ort. Man kann in ca. 20 Minuten zu Fuß in den nächsten (hübschen) kleinen Ort gehen, wo es zwei Pubs und ein Hotel gibt (z.B. das Victoria Inn). Außerdem einen Fahrradverleih. Oder man marschiert vom Platz aus übr einen Fußweg durch die Marschlandschaft in Richtung Meer (Shell Island). Dort gibt es auch etwas zum Essen und zum Trinken. Infos zum Platz gibt es in den aktuellen Flight Guides und auf der Website der genannten Flugschule; siehe hier. Es gibt Avgas und Jetfuel von einer 24/7 Self-Service Tankstelle (Kreditkarte) und die Preise sind sehr OK. Die Landegebühren bis 1,5 Tonnen sind sehr moderat, darüber etwas zu hoch. Die Parkgebühren sind für einen solchen Platz etwas sehr hoch. Es wird vor Ort ein Smart zur Miete angeboten. Ansonsten Taxi: Harlech Taxis - Fergus, Tel. +44833510856, oder "A to B". Tel. +447876612125. Ein sehr schöne, wenig besiedelte Gegend!

Übrigens: Llanbedr wird auf Walisisch "Klen-bedrer" ausgesprochen.

Weitere Plätze in Wales

Im Westen: Haverfordwest (EGFE) ist ein schöner, recht großer Flugplatz im grünen Südwesten von Wales. Es ist der Hauptflugplatz der Grafschaft Pembrokeshire und ist ein guter Zwischenstopp beim Überflug nach Irland. Dort kann man viele Tipps für Flüge auf die grüne Insel geben. Wenn man dort tankt, bezahlt man keine Landegebühr, was den Platz für einen Tech-Stopp zwischen der Britischen und der Irischen Insel umso mehr geeignet macht. Kleines "Cafe" am vor Ort. Der Platz arbeitet derzeit an der Einrichtung eines GPS-Anflugverfahrens. Leider nerviges PPR- und Bezahlverfahren für die Gebühren. Außerdem sind die regulären Öffnungszeiten recht kurz. Wer darüberhinaus starten oder landen möchte, muss vorher eine out-of-hours indemnity unterzeichnen.

Ein ganz ähnlicher Platz ist Aberporth / West Wales (EGFA), etwas nördlich gelegen. Aufzupassen ist im Anflug auf die Danger Area EG-D201, wobei es ausreichend ist, wenn man beim Anflug mit dem Platz in Kontakt steht. Wenn man länger durch die Area fliegen möchte, muss man Kontakt mit "Range Control" auf 119.65 aufnehmen. Für einen solchen Platz etwas hohe Lande- und Parkgebühren. Im nahen Städtchen (zu Fuß bergab ca. 25 Minuten) kann man nicht nur den Strand geniessen, sondern z.B. auch bei "Robin's Taxi" auch ein Auto leihen. Es gibt auch eine Buslinie (T5).

An der Südküste von Wales, also zum Bristol Channel gelegen gibt es zunächst noch den Platz Pembrey (EGFP). Er liegt innerhalb der EG-D118, wodurch es etwas spezielle Verfahren zu beachten gibt (siehe Website). Am Platz gibt es ein Cafe ("Amelia's Vintage Tearoom), welches sehr old school ist, aber daher auch schon wieder cool. (montags und dienstags geschlossen). Insgesamt ist auch diese eine schöne Ecke; vom Platz in Pembrey kann kann in 40 Minuten an riesige, einsame Strände spazieren (ideal ist es, wenn man Klappräder hat). Etwas hohe Parkgebühr. Der Plaz wird quasi als Privatplatz von einem alten Mann betrieben und mit etwas begrenzten Öffnungszeiten.

Swansea (EGFH) liegt ebenfalls an der Südküste und ist, was die Landegebühren angeht, etwas teuer; vor allem aber ist der Platz jahrelang vor sich hingerottet (früher gab es hier mal Airline-Flüge) und ist daher wenig einladend, auch wenn aktuell (seit 2022) langsam an einer Generalrenovierung gearbeitet wird. Das Vorfeld hat etwas Gefälle. Montags und dienstags geschlossen.

Im hügeligen Inland von Wales gibt es den Flugplatz Welshpool (EGCW), welcher leicht in einer Tal-Lage liegt und daher schön anzufliegen ist und auch vom Boden aus schöne Landschaftsblicke bietet. Insgesamt gilt der Platz als sehr "pilot-friendly" und ist daher sehr beliebt bei den britischen Privatpiloten. Wenn man 50 Liter Avgas tankt, entfällt die Landegebühr. Die Gebühren (und auch etwaigen Treibstoff) kann man hier übrigens auch über die aeroPS-App bezahlen. Im Ort wird für den Abend das "Bistro 7" sowohl zum Biertrinken als auch zum Essen empfohlen. Direkt am Platz gibt es ein schlichtes "Cafe".

Eigentlich liegt er gar nicht mehr in Wales, aber er sei trotzdem an dieser Stelle kurz genannt: der Flugplatz Shobdon (EGBS) liegt in England, aber ganz unweit der walisischen "Grenze" und ist, ähnlich wie Welshpool ein bei mittelenglischen Kaffeefliegern beliebtes Ausflugsziel, da es auch hier ein beliebtes "Cafe" am Platz gibt.

Was "strips" angeht, so ist in Wales insbesondere der Platz Rosemarket, im Süden des Landes, zu nennen. Wenn man mit dem Flieger mal in den Süden von Wales kommt, muss man hier gelandet sein. Die Piste (600 Meter) gehört zum "Rosemarket Golf & Country Club"; genauer gesagt liegt sie mitten auf dem Golfplatz und ist zwischen das 5. und 6. Loch "geklemmt"! Man sollte sich telefonisch vorab anmelden; dennoch muss man damit rechnen, dass Golfer auf der Bahn sind, daher zunächst einen tiefen Überflug machen. Parken tut man direkt vor dem Clubhaus. Dort kann man auch etwas essen und trinken sowie natürlich Schläger leihen zum Golf spielen. Ein sehr sympatischer, kleiner Club ohne Allüren, der sich über fliegende Gäte besonders freut. Landegebühren gibt es keine, aber kleine Clubspende wird gerne genommen. Kontaktdaten und Infos zum Platz z.B. auf der Website des Clubs: www.dawn-till-dusk.golf-club.website. Ein guter Kontakt ist Danny.

Ein weiterer schöner Strip ist der von Abergavenny, nördlich von Newport am Rande der südwalisischen Berge gelegen. Die Piste ist 660 Meter lang, gepflegt und weitgehend hindernisfrei. Die Platzrunde befindet sich teils unterhalb der umliegenden Hügel. Leider hat es hier in den letzten Jahren zwei Unfälle mit "Echo-Maschinen" gegeben; beide Male war wohl die nicht allzu lange Graspite ein Faktor. Also Vorsicht. Besucher sind mit PPR trotzdem seitens des freundlichen Eigentümers Frank weiterhin willkommen. Siehe z.B. den AFE-Guide. Einige Kilometer westlich liegen die "Brecon Beacons", eine landschaftlich schöne Mittelgebirgsregion, die ein beliebtes Fotomotiv britischer Privatpiloten ist. Nur ca. 200 Meter vom Platz gibt es ein hochwertiges Hotel/Restaurant mit Pub, das "The Hardwick" - ein schöner und sehr unkomplizierter, wenn auch nicht ganz billiger Night-Stop.

Auf der im Nordwesten von Wales gelegenen Insel Anglesey gibt es zwei Flugplätze: Neben dem rein militärischen und währen der Öffnungszeiten auch recht aktiven Valley (EGOV), auf dem man nur mit speziellen Genehmigungen landen kann (außerdem teuer), gibt es noch den Platz Mona (EGOQ), welcher zwar auch primär militärisch ist; an Wochenenden und wochentags nach 18 Uhr allerdings auch zivil genutzt wird. Es gibt einen recht aktiven Aeroclub. Mit PPR von der RAF kann man auch unter der Woche vor 18 Uhr landen; hierfür ist allerdings Crown Indemnity Insurance erforderlich, welche nur britische Luftfahrzeuge haben.

Von Bristol aus direkt auf der anderen Seite des Bristol Channel gelegen ist der Flugplatz Newport City. Die Piste ist 650 Meter Gras. Der nette (ältere) Eigentümer heißt Ken. Keine feste Landegebühr. Newport ist die drittgrößte Stadt in Wales.

Zuguterletzt sei noch der Platz Hawarden (EGNR) (ausgesprochen: Harden) im äußersten Nordosten von Wales genannt. Es kann insofern sehr wertvoll sein, da es der einzige IFR-Platz im Norden von Wales (und außerdem mit moderaten Gebühren) ist. Außerdem liegt er sehr nah an der äußerst sehenswerten Stadt Chester. Da diese aber schon wieder in England liegt, wird auch der Flugplatz Hawarden näher im Abschnitt "Nordengland" behandelt. Es sei aber gesagt, dass es dort Avgas, Jet und ein Restaurant gibt.


© Philipp Tiemann
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