Wie überall gibt es auch beim Fliegen in UK ein paar klassische „Do’s & Don’ts“. Hier die „Don’ts“ :
Bloß nicht…
... die britischen Eigenheiten, sowohl in der Luft als auch am Boden, mißachten.
... auf dem langersehnten Flug nach UK den Reisepass vergessen. Der ist nämlich seit dem Brexit Pflicht für die Einreise.
... die Luftraumstruktur mißachten. Diese ist in vielen Aspekten etwas anders als z..B. in Deutschland. Daher sollte man im Vorwege mit aller Ruhe die AIP, die Karten (und diese Website:-)) studieren und erst dann losfliegen, wenn man die Implikationen der Luftraumstruktur für den geplanten Flug auch wirklich vollständig verstanden hat. Das gilt übrigens auch (!) für IFR-Flüge (siehe den Abschnitt IFR in UK). Es ist in praktischer Hinsicht darüber hinaus schon fast obligatorisch, ein gutes GPS mit Moving Map zu haben, welches man auch sicher bedienen kann. Und bedenken Sie: Funkkontakt mit FIS oder LARS schützt nicht vor etwaigen Luftraumverletzungen, da man nicht davon ausgehen kann, gewarnt zu werden!).
... eine (wenn auch nur noch so kleine) Luftraumverletzung begehen. Es ist nämlich so, dass in UK seit ca. 2019 sämtliche - wenn auch noch so kleine - und vom Radar-Computer der Flugsicherung erkannten Verletzungen verfolgt werden (wenn auch bei "Ausländern" nicht konsequent). Ich empfehle daher, auch vertikal nicht allzu nah an Luftraumuntergrenzen (z.B. der London TMA) entlangzufliegen. Also: wenn die Untergrenze 2500 Fuß beträge, dann wirklich maximal 2300 Fuß (und auf dem richtigen QNH!) fliegen.
… die NOTAMs vernachlässigen. Gilt eigentlich überall gleichermaßen, aber insbesondere in UK werden recht häufig temporär zusätzliche kontrollierte und beschränkte Lufträume eingerichtet, über die man dann erst durch ein gründliches NOTAM-Briefing erfährt.
... vergessen, bei Flügen nach und von UK das GAR aufzugeben (siehe den Abschnitt "Zoll/Einreise"). Dieses ist immer erforderlich, egal auf was für einem Platz man startet oder landet! Genauso muss man ggf. an die Zollanmeldung am anderen Ende des Flugs, also auf dem europäischen Kontinent denken!
...bei einer ausgedehnten Reise auf den den Britischen Inseln (also wenn man auch zwischen Großbritannien, Irland, Nordirland, der Isle of Man und den Kanalinseln hin- und her fliegen möchte) allzu kurzfristig planen. Das Problem sind dann nämlich die GAR-Fristen (siehe Abschnitt "Zoll & Einreise"). Wenn man hier nicht etwas vorausschauend agiert, kann es sein, dass man dann festsitzt, weil die Fristen für die Grenzanmeldungen nicht mehr eingehalten werden können. Daher: immer optimistisch denken und flugtechnisch mindestens einen halben Tag vorausplanen (auch wenn das Wetter diess manchmal schwierig macht).
… den britischen Tagesrhythmus missachten: Der Arbeitstag der Briten endet in der Regel schon am späten Nachmittag. Das führt dazu, dass viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen schon um ca. 17 Uhr oder spätestens 18 Uhr geschlossen sind. Das gilt auch für das Fliegen. Soll heißen: kleinere und mittelgroße Flugplätze (vor allem die lizensierten) "schließen" oft um diese Uhrzeit; selbst im Sommer! Die dazu gehörende Tankstelle manchmal sogar noch etwas früher. Kleinere Autoverleiher haben meist samstags nur vormittags geöffnet und sonntags komplett geschlossen (Abgabe ist aber oft auch bei geschlossenen Agenturen möglich). Auch Abendgegessen wird in UK eher zeitig und viele Restaurantküchen schließen bereits ca. 20:-00-21:00h. Spätes Abendessen ist daher oft nicht möglich.
... vergessen, PPR zu beantragen. Wie in dem entsprechenden Abschnitt ausgeführt, sind in UK fast alle Flugplätze PPR (auch während ihrer ganz normalen Öffnungszeiten) und dies wird überwiegend sehr ernst genommen - es ist ein wenig der heilige Gral des Fliegens in UK. Mit einem kurzen Anruf oder einem kleinen Webformular ist die Sache allerdings meist erledigt, also kein so großes Problem. Einfach so losfliegen geht aber eben nicht.
... Grasplätze unterschätzen. Durch das insgesamt eher feuchte und kühle Klima tendieren die meisten Graspisten in UK (und natürlich auch Irland) dazu, häufig weich zu sein, was unter Umständen zur Verdoppelung der Startstrecke führen und auch Landungen recht tricky machen kann. Insbesondere im Frühjahr sind nach meiner Erfahrung die meisten Graspisten sehr weich (und manchmal gar völlig unter Wasser!). Aber auch in den anderen Jahreszeiten können sie nach längeren Regenfällen unbrauchbar werden. Dieser Hinweis gilt freilich nicht nur für die unlizensierten Plätze bzw. "farm strips", sondern im Prinzip auch für lizensierte Graspisten. Allerdings haben Letztere in der Regel etwas aufwendigere Drainagesysteme. Obige Warnung gilt natürlich auch für das Parken auf unbekannten Flächen - gut möglich dass Sie da wenig später nicht mehr herauskommen!
… den Wind unterschätzen. Das Klima ist stark durch den Atlantik geprägt. Somit hat man es bei durchaus fliegbaren VFR-Bedingungen sehr häufig mal mit 20-30 Knoten zu tun, gelegentlich auch mit mehr. Ist dort ganz normal.
… die Warnweste ("High-Vis") vergessen. Viele mittelgroße und große Plätze bestehen leider auf der Airside darauf, und zwar teilweise sowohl für Piloten als auch für die Passagiere....
... mit Haustieren per GA nach UK fliegen. Das ist nämlich de facto verboten.
... auf den Londoner Großflughäfen (plus einer handvoll weiterer Plätze wie z.B. Edinburgh) landen... denn dann kann es durchaus vierstellig werden!
… die Berge und das Wetter der Highlands unterschätzen.
... ganz ohne Bargeld in britischer Währung nach UK fliegen. Nicht immer hat man sofort einen Geldautomaten zur Hand und nicht immer kann man (zumindest an kleinen Flugplätzen) alles mit Kreditkarte bezahlen. Man sollte daher idealerweise auf einem Flug nach UK mindestens ca. 50 Pfund (am besten in kleiner Stückelung) dabei haben; genug um erstmal eine Landegebühr und ein Landebier bezahlen zu können, sowie ein Taxi in die nächste Stadt. Dort angekommen ist es allerdings mittlerweile oft genau umgekehrt, sprich Bargeld wird nicht mehr angenommen, sondern nur noch Plastik oder andere elektronische Bezahlmittel...
... vergessen, einen Steckdosenadapter für UK mitzunehmen. Ohne einen solchen ist man weitgehend aufgeschmissen. Und außerhalb der ganz großen Flughäfen (wo man in der Regel als Privatpilot nicht landet) gibt es die auch nicht überall zu kaufen. Zur Erinnerung: der "UK-Stecker" ist jener mit den großen, rechteckigen und in einer Dreiecksform angeordneten Kontaktstiften.
... das Essen auf den Britischen Inseln allzu sehr verteufeln. Insbesondere alle Arten von Seafood, Spare Ribs, Steaks, Suppen, Pies und Gebäck habe ich UK meist sehr gut gegessen. Auch indisches Essen etc. ist dort häufig besser als an vielen anderen Orten Europas. Natürlich gibt es hier und auch noch wirklich schlechtes Essen, aber wenn man die Augen offen hält und gut aussucht ist es wirklich meist eine positive Überraschung.
... weiter zum Thema Essen: es ist in UK oft notwendig, in Restaurants vorab zu reservieren. Einfach so hereinschneien geht nur manchmal und mit Glück. "Bessere" Restaurants sind she häufig einfach (zumindest an Wochenenden) komplett ausgebucht. Also: auch wenn es etwas die Spontanität einschränkt: immer etwas vorausplanen und nett aussehende Restaurants (google) immer etwas im Voraus buchen!
... und auch noch zum Thema Essen: bloß nicht in den Flugplatzcafes essen. "Cafe" ist der britische Ausdruck für das, was man im Deutschen eine einfache "Kantine" mit Self-Service nennen würde. Und meistens gibt es an britischen Flugplätzen eben nur ein "Cafe" und eben kein richtiges Restaurant. Es gibt dort meist nur Full English Breakfast, Mikrowellenessen, Burger, Sandwiches und Kuchen. Das ist nun wirklich meist wenig essbar. Also: zum irgendwie Sattwerden reicht es, aber wenn man zumindest ein bis zwei Stunden Zeit vor Ort hat, sollte man etwas recherchieren und sich ein Taxi zum nächsten "richtigen" Restaurant oder zumindest zu einem schönen Country Pub leisten.
.... im Hochsommer einfach so ohne Hotelreservierung an einen festen Zielort in UK fliegen. Es ist nämlich so, dass die Kapazitäten in der Haupttourismussaison in UK meist zu knapp sind und kurzfristig nichts mehr zu bekommen ist. Das gilt für alle Küstenlandstriche und die touristisch beliebten Städte und Landstriche. Insbesondere wenn man auf kleinere Inseln fliegt, muss man im Zweifel entgegen der allgemeinen Empfehlung vorab und fest buchen, und falls doch noch etwas dazwischen kommt, muss man die Kosten eben mal abschreiben. Zur Info: die britischen Sommerferien liegen meist zwischen der letzten Juliwoche und der letzten Augustwoche. Grundsätzlich ist die beste Zeit um nach UK fliegen der Mai und der Juni, sowie der September, wobei es da manchmal schon etwas herbstlich wird.
... sich bei Reisen in UK mit der Auswahl der Hotels vertun. Natürlich ist das auch alles etwas Geschmackssache, aber hier mein Tipp: man sollte eher nicht in den günstigen "Guest Houses" und "Inns" übernachten, weil die Zimmer meist eher qualitativ abenteuerlich ist, es hellhörig ist, etc. Am schlimmsten sind meist Zimmer, die zu einem Pub im Erdgeschoss gehören. Wer Wert auf ruhigen und guten Schlaf legt, sollte (vor allem in Städten) eher auf moderene und im Zweifel weniger charkteristische Hotels setzen. Natürlich kann man auf dem Lande auch mal in einem klassischen "Bed'n Breakfast" übernachten, und das kann sogar manchmal sehr schön sein, aber auch da gibt es eben viel Schrott....
... in UK stets ein allzu hohes Niveau der Dienstleistungen erwarten. Was viele nicht wissen: in vielerlei Hinsicht ist das Königkreich kein ganz so weit entwickeltes und wohlhabendes Land wie z.B. Deutschland, die Schweiz und Österreich. Das merkt man hier und da (sowohl luftfahrtbezogen als auch anderweitig) vor allem bei der Qualität der Dienstleistungen, sowohl privatwirtschaftlich als auch öffentlich. Vieles ist nur noch auf Self-Service ausgerichtet. Auch die bauliche Qualität (insbesondere Sanitär etc.) ist teilweise abenteuerlich. Leute... das ist da eben so. Genießt die Zeit einfach!
... eine ähnliche Verfügbarkeit von Taxis wie in Deutschland erwarten. Taxis sind in England oft ein rares Gut, insbesondere in ländlichen Gebieten. Oft sind die wenigen Taxifahrer mit lukrativeren Krankenfahrten und Schulkinderfahrten beschäftigt. Also: wenn man nicht vorbucht (als Pilot aufgrund der vielen zeitlichen Unsicherheiten natürlich immer schwierig) kann es passieren, dass man irgendwo an einem ländlichen Flugplatz festhängt. Als Alternative kann man es in machen Gebieten aber mit UBER probieren.
.... vergessen, nach Ende der Reise für das in UK gekaufte und exportierte Avgas den "duty brawback" zu machen. Bares Geld...
... und zu guter letzt...
… vor Ort bloß nicht zu sehr "den Deutschen" heraushängen lassen, insbesondere in England. Auch mit unangebrachten Sprüchen kann man es sich schnell verscherzen.
... ach ja und... ...niemals die britische Höflichkeit vermissen lassen! ;-)