Flugdurchführung/VFR Night
VFR-Night (bzw. Nachtflug allgemein) in UK

Zum Thema VFR-Nacht in UK gibt es Folgendes zu sagen:

Bis vor einigen Jahren war VFR-Nacht in UK grundsätzlich verboten. Soll heißen: Alle Nachtflüge mussten stets nach Instrumentenflugregeln stattfinden (mit Ausnahme von Flügen innerhalb einer CTR, welche auch nach SVFR stattfinden konnten).

Aber: wie dem Abschniit "IFR in UK" entnommen werden kann, funktioniert das IFR-Fliegen (zumindest außerhalb des kontrollierten Luftraums, also "OCAS") in UK grundsätzlich nicht so sehr viel anders als wie man das so landläufig vom Fliegen nach VFR kennt. Und außerdem hatte die CAA bis dahin beim Thema Nachtflug eine interessante Konzession gemacht, und zwar:

In UK durften nachts auch *reine VFR-Piloten*, solange sie in VMC blieben, nach den Instrumentenflugregeln (IFR) fliegen. Um dies tun zu dürfen, muss man lediglich die Nachflugqualifikation besitzen.

Aber: Dies alles hat sich mit einer offiziellen Mitteilung der CAA (ORS4 No. 930) vom 10. September 2012 geändert. Es sind seitdem also (genau gesagt seit dem 17. September 2012) in UK auch VFR-Nachtflüge erlaubt. Hintergrund war, die Verfahren für Nachtflüge innerhalb EASA-Lands im Rahmen der "Standardised European Rules of the Air" (SERA) zu harmonisieren, was grundsätzlich begrüßenswert ist.

Allerdings sind damit VFR-Nachtflüge in UK immer noch nicht ganz operationell mit VFR-Nachflügen z.B. in Deutschland zu vergleichen. So ist (egal ob VFR oder IFR, insofern OCAS) auch für Überlandflüge grundsätzlich kein Flugplan vorgeschrieben (im Widerspruch zu SERA.5005). Das Ganze läuft also mehr wie in den USA ab, d.h. es gibt vom Ablauf her keinen wesentlichen Unterschied zwischen Tag- und Nachtflügen. Easy also!

Im kontrollierten Luftraum wiederum ist zwar theoretisch schon ein Flugplan notwendig; dieser kann aber ad hoc und in Kurzform per Funk bei ATC aufgegeben werden. Auch hier also keine Unterschiede zwischen Tag und Nacht.

Natürlich muss jeder Pilot, der nachtfliegen möchte, die entsprechenden Regeln bzgl. "Night Currency" einhalten; da diese aber nicht luftraumspezifisch sind in den Lizenzregeln festgelegt sind, hat dies nichts Spezielles mit UK zu tun.

Zu Bedenken ist natürlich, dass (wie auch z.B. in Deutschland) die meisten kleineren Plätze nachts in der Regel nicht geöffnet sind und auch viele der größeren Plätze durchaus einige Beschränkungen hinsichtlich privater Nachtflüge haben. In manchen Fällen (je nach Uhrzeit der Ankunft) muss bei größeren Plätzen der Handling-Agent im Voraus verständigt werden (damit er länger da bleibt) bzw. ein anderer als der sonst für die kleine GA übliche Handling-Agent gewählt werden und es muss dann in der Regel mit Extra-Gebühren (teilweise leider sehr hoch) gerechnet werden. Das war's dann aber auch schon. Dazu gibt es einige kleinere Plätze, die im Winterhalbjahr jeweils einen oder zwei Abende die Woche haben, wo sie länger als sonst geöffnet haben, um Nachtflug zu erlauben. Das ist natürlich für das Training lokaler Piloten gut, aber für Besucher letztlich wenig hilfreich, denn meistens passen diese Termine nicht zu den eigenen Reiseplänen. Immerhin, an diesen Plätzen gibt es, im Gegensatz zu vielen großen Plätzen, dann keine oder nur recht geringe Zusatzgebühren für die Nachtbeleuchtung.

Positive Beispiele für das Nachtlfiegen in England sind z.B. Southend (nahe London) und Oxford. Beide haben recht lange geöffnet. Southend nimmer erst ab 23:00 Uhr einen (erhbelichen) Nachtzuschlag. Oxford hat bis 22:30 auch keinen Nachtzuschlag. In Osten Nordenglands eignet sich auch noch Humberside Airport (EGNJ), der bis 22:15 Uhr geöffnet ist und ebenfalls moderate Gebühren hat; es gibt außerdem ein Hotel ("Nightel") nebenan. Auch Norwich (EGSH), im Osten Südenglands, hat noch passable Gebühren und recht lange Öffnungszeiten.

In Irland ist Nachtfliegen für VFR-Piloten erst seit SERA grundsätzlich erlaubt. Leider ist es so, dass nur die gute handvoll der größeren Flughäfen eine Zulassung für den Nachtflug hat.


© Philipp Tiemann
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